Die Magische Frage - Drei kurze Worte: Und was noch?

• Die Frage "Und was noch?" öffnet Türen zu tieferen Gesprächen
• Sie hilft Kindern, über den Tellerrand zu schauen und kreativ zu denken
• Wissenschaftlich belegt: Mehr als zwei Optionen führen zu besseren Entscheidungen
• Drei bis vier Nachfragen sind ideal - dann hast du oft den Kern erreicht
"Wie war's in der Schule?" - "Gut." - Kennst du diese kurzen Dialoge mit deinem Kind? Du spürst, da ist mehr, aber du kommst einfach nicht ran. Die magische Frage "Und was noch?" kann hier Türen öffnen. Ein Beispiel:
"Wie war's in der Schule?" - "Gut." "Und was noch?" - "Hmm... wir haben heute einen neuen Sitzplan bekommen." "Und was noch?" - "Ich sitze jetzt neben Emma. Das ist toll, weil sie mir in Mathe helfen kann." "Und was noch?" - "Aber Tim ist jetzt ganz hinten. Er ist deswegen traurig..."
Siehst du, wie sich das Gespräch entwickelt? Von einem einfachen "Gut" zu echten Einblicken in den Schulalltag deines Kindes.
Hinweis: Natürlich hängt die Art der Antworten vom Alter deines Kindes ab. Während ein Erstklässler vielleicht zwei oder drei konkrete Dinge nennt, kann ein Zehnjähriger schon komplexere Zusammenhänge beschreiben. Das Prinzip bleibt aber gleich: Die Frage "Und was noch?" öffnet Türen zu tieferen Gesprächen.
🔬 Die Wissenschaft dahinter
Zwei spannende Studien zeigen, warum die "Und was noch?"-Frage so kraftvoll ist:
Paul Nutt untersuchte Entscheidungsprozesse und fand Erstaunliches: Wenn Menschen nur zwischen zwei Optionen (Ja/Nein) wählen, treffen sie in über 50% der Fälle Fehlentscheidungen. Kommt eine dritte Option hinzu, sinkt die Fehlerquote auf etwa 30%.
Noch interessanter ist die Erkenntnis von George A. Miller aus dem Jahr 1956 zur "magischen Zahl Sieben, plus oder minus zwei". Die Wissenschaft hat diese Zahl inzwischen nach unten korrigiert: Vier ist die ideale Zahl für Informationseinheiten. Das kann ich bei meinem zweijährigen Sohn beobachten - er zählt "1, 2, 3... viele". Genau so arbeitet auch unser Gehirn.
🌟 Was die Frage bewirkt
Bei Kindern entfaltet "Und was noch?" drei wichtige Wirkungen:
- Ă–ffnet den Gedankenraum
- Hilft ĂĽber die erste, offensichtliche Antwort hinauszudenken
- Fördert Kreativität und eigene Lösungsfindung
- Entwickelt differenziertes Denken
- Schafft Vertrauen
- Kinder fĂĽhlen sich ernst genommen
- Ermöglicht tiefere Gespräche
- Stärkt die Eltern-Kind-Beziehung
- Fördert Entwicklung
- Trainiert selbstständiges Denken
- Verbessert Entscheidungskompetenz
- Stärkt Problemlösungsfähigkeiten
🎨 Der richtige Moment
Die Frage "Und was noch?" ist fast in jedem Gespräch eine Bereicherung. Besonders wertvoll ist sie in diesen Situationen:
Wenn dein Kind von sich aus erzählt:
- "Was beschäftigt dich gerade?"
- Nach der ersten Antwort: "Und was noch?"
- So erfährst du oft die wirklich wichtigen Dinge, die dein Kind bewegen
- Beispiel: "Die Mathearbeit war okay." - "Und was noch?" - "Naja, eigentlich hab ich Angst, dass ich nicht gut genug war..."
Wenn eine neue Idee aufkommt:
- Dein Kind erzählt von einem Projekt oder einer Idee
- Statt sofort zu bewerten, frage: "Was könnte man damit machen? Und was noch?"
- Beispiel: "Ich möchte einen Podcast machen!" - "Spannend, worüber würdest du sprechen? Und worüber noch?"
Bei Herausforderungen:
- Wenn dein Kind vor einem Problem steht
- Die Frage hilft, tiefer zu graben und zum Kern vorzudringen
- Beispiel: "Mit Tom verstehe ich mich nicht mehr." - "Was ist passiert? Und was noch?" - "Was stört dich daran? Und was noch?"
In Familienrunden:
- Bei regelmäßigen Familientreffen oder -gesprächen
- Beim Planen gemeinsamer Aktivitäten
- Beispiel: "Was möchtet ihr am Wochenende unternehmen? Und was noch?"
- Tipp: Lass jedes Familienmitglied zu Wort kommen
Beim Ideensammeln:
- Für Geschenke: "Was könnte Oma sich wünschen? Und was noch?"
- Für Unternehmungen: "Was könnten wir in den Ferien machen? Und was noch?"
- Für Problemlösungen: "Wie könnten wir dein Zimmer gemütlicher gestalten? Und wie noch?"
Wenn es um Zukunftspläne geht:
- Bei Träumen und Wünschen: "Was möchtest du mal werden? Und was noch?"
- Bei der Entwicklung von Interessen: "Was gefällt dir am Fußball? Und was noch?"
- Beispiel: "Ich möchte Tierärztin werden!" - "Was findest du daran spannend? Und was noch?"
Wenn dein Kind sagt "Das ist alles", habt ihr das Thema erfolgreich durchdrungen. Es hat dir vertraut und seine Gedanken geteilt. Ein guter Moment, um dankbar zum nächsten Thema überzugehen oder das Gespräch ausklingen zu lassen.
⚠️ Ein Schritt zu weit? Das Paradox der Auswahl
Achtung: Zu viele Optionen können auch überfordern. Die Wissenschaft sagt, vier ist die ideale Zahl für Informationseinheiten. Unser Gehirn denkt quasi: Eins, zwei, drei, vier... viele.
Ziel der Frage "Und was noch?" ist es nicht, endlos viele Optionen zu sammeln. Du möchtest die Ideen kennenlernen, die dein Kind bereits hat. Drei bis fünf Antworten sind meist optimal.
đź’Ľ Die Magische Frage auch im Beruf
Die einfache Frage "Und was noch?" ist nicht nur im Familienalltag ein Türöffner. Sie hilft auch in anderen Lebensbereichen:
Mit dem Partner schafft sie wertvolle Momente:
- Beim Abendessen: "Was beschäftigt dich gerade? Und was noch?"
- Bei einem entspannten Spaziergang zu zweit: "Wie war dein Tag? Und was noch?"
- In den ruhigen Momenten am Wochenende: "Worauf freust du dich? Und was noch?"
Im beruflichen Umfeld hilft sie, Gespräche zu vertiefen:
- Als Einstieg in Mitarbeitergespräche: "Was läuft gut im Team? Und was noch?"
- Bei Teammeetings: "Welche Ideen haben wir schon? Und welche noch?"
- In Coaching-Situationen: "Was könnte eine Lösung sein? Und was noch?"
Die Frage schafft eine positive Dynamik: Statt nach der ersten Idee aufzuhören, entwickelt sich oft ein Ideenfluss, der zu besseren Lösungen führt. Anders als bei Kindern kannst du die Frage direkter und häufiger stellen - das Team weiß: Hier sind wirklich alle Perspektiven gefragt.
Tipp: Halte auch hier die "Drei bis fĂĽnf"-Regel ein: Nach der vierten Nachfrage sind meist alle wichtigen Aspekte auf dem Tisch.
🚀 Dein Start mit der Magischen Frage "Und was noch?"
Schaffe heute einen besonderen Moment und probiere die Frage "Und was noch?" aus. Die besten Gelegenheiten sind:
- Nach der Schule beim Snack: "Was war heute interessant? Und was noch?" "Wen hast du heute getroffen? Und wen noch?"
- Beim gemeinsamen Abendessen: "Was hat dir geschmeckt? Und was noch?" "Was möchtest du morgen erleben? Und was noch?"
- In der Kuschelzeit: "Was hat dich heute glĂĽcklich gemacht? Und was noch?" "Worauf freust du dich? Und worauf noch?"
Ein kleiner Tipp zum Start: Wähle eine dieser Situationen und bleibe dabei. Höre aufmerksam zu und frage nach jeder Antwort sanft "Und was noch?". Stelle die Frage mindestens dreimal, aber nicht öfter als fünfmal. Die besten Gespräche entstehen oft nach der zweiten oder dritten Nachfrage.
Denk dran: Die Frage "Und was noch?" öffnet Türen zu den Gedanken deines Kindes. Je entspannter der Moment, desto tiefer werden die Gespräche.
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